Alternativer Energieträger - eine Aminosäure als Brennstoff bei Honigbienen
Graz/Wien (FWF) – Honigbienen haben einen 20 x so hohen Anteil von Aminosäuren im Blut wie Menschen, rund 50 Prozent davon sind Prolin. Diese Aminosäure ist ein wichtiger Bestandteil von Proteinen, die im Zusammenhang mit der Immunabwehr stehen. Zusätzlich wird sie auch als Energieträger eingesetzt. Karl Crailsheim vom Institut für Zoologie an der Universität Graz hat – unterstützt vom FWF – herausgefunden, dass Bienen im Bedarfsfall Prolin auch selbständig herstellen können.
Honigbienen gehören zu den erfolgreichsten Lebewesen der Welt, es gibt sie seit Millionen von Jahren. Zur Energiegewinnung setzen sie neben Kohlehydraten auch Prolin ein, eine Aminosäure, die etwa den selben Energiegehalt wie Zucker hat. Versuche von Karl Crailsheim am Institut für Zoologie an der Universität Graz haben gezeigt, dass Honigbienen nicht vom Prolingehalt ihrer Nahrung abhängig sind, da sie es bei Bedarf selbst synthetisieren können. Weiters zeigten die Untersuchungen, dass der Anteil dieser Aminosäure von Alter und Aufgabe abhängig ist. Drohnen haben den höchsten Prolinspiegel, gefolgt von den Königinnen und dem Arbeitsvolk.
Prolin erfüllt im Körper der Bienen vielfältige Aufgaben. Zum einen ist diese Aminosäure ein wichtiger Bestandteil von Proteinen, die an der Immunabwehr beteiligt sind, vergleichbar mit dem Interferon beim Menschen, und hilft zum anderen dabei, die Molekülkonzentration im Blut konstant zu halten. Auf der anderen Seite kann Prolin als Energielieferant dienen. Die permanente Verfügbarkeit von Zuckern und der hohe Anteil von Prolin im Blut sowie die Möglichkeit jederzeit auf diesen Ersatzenergieträger umsteigen zu können, verschafft Honigbienen einen strategischen Vorteil bei der Nahrungssuche und bei der Thermoregulation. Im Sommer wird die umgesetzte Energie als alternativer „Treibstoff“ verwendet. Im Winter könnten es die Bienen
verwenden, um den Stock im Bedarfsfall rasch zu heizen und so dem Arbeitsvolk und der Königin das Überleben zu sichern. Durch die hohen Energiereserven im Stock fliegen Bienen früher, schneller und weiter als ihre Konkurrenten.
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Univ-Prof. Dr. Karl Crailsheim
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