Die Geschichte des START-Programms
Mitte der 90er-Jahre sah der damalige Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Rudolf Scholten, die Zeit gekommen, neue Wege in der staatlichen Förderung der Spitzenforschung in Österreich zu gehen. Nach dem Prinzip "Die Stärken stärken" sollte ein neues personenbezogenes Programm ausgearbeitet werden. Im Auftrag des Ministeriums entwickelte der FWF – damals unter der Leitung von Arnold Schmidt – das Konzept für das START-Programm und den Wittgenstein-Preis. Durch diese Förderung wird einerseits hervorragenden jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern und andererseits bereits arrivierten Forscherinnen und Forschern ermöglicht, sich durch die Bereitstellung entsprechender finanzieller Mittel über mehrere Jahre ganz auf ihre Forschung zu konzentrieren. Die lange Laufzeit der Projekte (fünf Jahre für den Wittgenstein-Preis, sechs Jahre für START) sowie die hohe Dotierung von bis zu 1,2 Mio. Euro (START) bzw. 1,5 Mio. Euro (Wittgenstein) geben den Preisträgerinnen und Preisträgern die Sicherheit, langfristig unabhängige Forschung betreiben zu können. Die hoch dotierten Auszeichnungen werden von einer interdisziplinären Jury von 14 international anerkannten Forschungspersönlichkeiten vergeben. Zwischen 1996 und 2012 hat diese Jury den Preisträgerinnen und Preissträgern rund 145 Mio. Euro zugesprochen.
Wittgenstein-Preise wurden seit 1996 insgesamt 28 Mal an in Österreich tätige Forschungspersönlichkeiten verliehen. Sie stellen eine Würdigung der bisherigen Leistungen dar. Der Zweck der Preise geht aber darüber hinaus. Sie sollen vor allem weitere außergewöhnliche Arbeiten ermöglichen. Mit der Altersgrenze von 55 Jahren haben die auf Vorschlag Dritter Nominierten im Regelfall noch eine Phase aktiven Schaffens von mindestens zehn bis 15 Jahren vor sich.
Das START-Programm erlaubt hervorragend qualifizierten Nachwuchswissenschafterinnen und Nachwuchswissenschaftern, längerfristig und finanziell abgesichert Forschungsarbeiten zu planen und eigene Arbeitsgruppen aufzubauen. Im Gegensatz zum Wittgenstein-Preis reichen Forscherinnen und Forscher, die sich um das START-Programm bewerben, Projektideen ein. Bisher waren 97 dieser Ideen erfolgreich.
Dass der FWF mit beiden Auszeichnungen die Spitzen der österreichischen Forschung ortet und stärkt, beweist auch die hohe Anzahl an Auslandsberufungen von bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern: Von insgesamt 97 STARTerinnen und STARTern wurden 19 und von den 28 Wittgenstein-Preisträgerinnen und -Preisträgern sieben ins Ausland berufen. Das zeigt jedoch nicht nur die außerordentliche Qualifikation dieser Wissenschafterinnen und Wissenschafter, sondern auch die Schwierigkeit, dieses Potenzial in Österreich zu halten.
Mit dieser Spitzenförderung unterstützt der FWF auch wesentlich die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Österreich – und damit das heranwachsende Potenzial. Deutlich wird das daran, dass eine Wittgenstein-Preisträgerin bzw. ein Wittgenstein Preisträger durchschnittlich 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Mit mehreren Reformen optimierte der FWF die beiden Auszeichnungen in den letzten Jahren: Die Möglichkeit der Selbstantragstellung 2007 und eine Änderung der Altersgrenze beim START-Programm (vom Lebensalter von max. 35 Jahren auf das akademische Alter von zwei bis zehn Jahren nach erfolgter Promotion) haben zu einem Anstieg der START-Anträge geführt. 2012 wurde eine weitere Anpassung bezüglich des akademischen Alters getroffen, von 2013 bis 2014 wird das Zeitfenster stufenweise von mind. zwei bis max. acht Jahre nach Promotion herabgesetzt. 2006 gab es eine weitere wichtige Reform: etwa fünfzehn ausgesuchte START-Bewerberinnen und -Bewerber müssen sich jedes Jahr einem Hearing stellen, wobei sie die Jury überzeugen sollen, dass sie in der Lage sind, ein ambitioniertes Projekt zu leiten. Seit 2007 vergibt der Europäische Forschungsrat die ERC Grants. Jede Person, die beim FWF einen Antrag für ein START-Programm stellt, ist aufgefordert – Antragsberechtigung beim ERC vorausgesetzt –, sich parallel für einen ERC Grant zu bewerben. Die Erfolgsbilanz ist beachtlich, bis 2011 wurden 27 ERC Starting Grants und 22 ERC Advanced Grants an in Österreich tätige Wissenschafterinnen und Wissenschafter vergeben, acht davon STARTerinnen und STARTer bzw. fünf Wittgenstein-Preisträger.Eine weitere erfreuliche Entwicklung: Waren bei den 49 START-Projekten zwischen 1996 und 2006 nur zwei Wissenschafterinnen zu finden, lag dieser Anteil zwischen 2006 und 2012 bei ca. 25%. Das zeigt auch, dass der Anteil an Wissenschafterinnen, die sich für dieses Exzellenzprogramm bewerben, enorm gestiegen ist. Der Frauenanteil bei den Bewerberinnen liegt – wie in vergleichbaren internationalen Programmen – zwischen 20 und 30 %.