Wolfgang KatzianDwora Stein
Vorsitzender der Gewerkschaft für PrivatangestellteBundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft für Privatangestellte
Aufsichtsratsmitglied des FWF

Offener Brief vom 20.03.2014

Sehr geehrter Herr Vizekanzler,
sehr geehrter Herr Bundesminister,

wir wenden uns mit dem dringenden Anliegen an Sie, ausreichende Budgetmittel für die Forschungsförderung auch in Zukunft sicher zu stellen. Aktuell betrifft dies vor allem die Budgetentwicklung des Wissenschaftsfonds FWF - einer der letzten tragenden Säulen der Förderarchitektur der österreichischen Wissenschaften.

Erst vor wenigen Jahren wurden Mittel im Wissenschaftsbudget zur Förderung außeruniversitärer Forschung gestrichen. Schon damals geschah dies entgegen der Bekenntnisse zu Investitionen in eine nachhaltige Entwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Österreich, für die gerade der Forschungsbereich eine entscheidende, zukunftsweisende Rolle spielt.

In der FTI-Strategie des Bundes von 2011 wurde dies noch eindeutig festgeschrieben: "Österreich steht [damit] vor der Frage, auf welche Weise es seine Zukunftsfähigkeit sichern und seinen Wohlstand auch für nachkommende Generationen weiter ausbauen kann. Wir sind überzeugt, dass eine entscheidende Antwort darauf lauten muss: Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation. Dadurch schaffen wir hochqualitative Arbeitsplätze und unterstützen ein nachhaltiges Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum."

Der Wissenschaftsfonds FWF ist Österreichs zentrale Einrichtung zur Förderung von Grundlagenforschung, die die Weiterentwicklung der Wissenschaften auf hohem internationalem Niveau gewährleistet. Forschung und Entwicklung sind die unerlässliche Basis zur künftigen Steigerung von Wertschöpfung und Wohlstand in Österreich. Die Möglichkeiten des FWF, seine Fördertätigkeit weiterhin durch entsprechende finanzielle Ausstattung fortzuführen, haben Signalwirkung für die Scientific Community.

Sollte es tatsächlich zu den in der FWF-Aufsichtsratssitzung vom 14. März 2014 besprochenen Budgetkürzungen kommen und der Fonds auf ein Minimalbudget beschränkt werden, müsste der FWF einen Sofortstopp der Bewilligungen durchführen und die in FWF-Projekten ausgebildeten wissenschaftlichen Nachwuchsspitzenkräfte radikal reduzieren. Die Folgen wären nicht nur eine weitere Verschärfung der Lage an den Universitäten, sondern auch eine nachhaltige Schädigung des österreichischen Wissenschaftsbetriebs – nicht nur, was die Situation junger Wissenschafterinnen und Wissenschafter betrifft, sondern auch, was die Anbindung im internationalen Feld der Wissenschaften anbelangt. Es käme zudem unweigerlich zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und damit auch zu einer Abwanderung von Know-how und wissenschaftlicher Kapazitäten mit entsprechend negativen Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Österreich: Unternehmen, die auf das Know-how der universitären Forschung bauen, würden geeignetere Standorte suchen. Alle Bemühungen der letzten Jahrzehnte zur verstärkten Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft wären damit ebenfalls schlagartig konterkariert, aufgebaute Kooperationen und bestehende Strukturen in Frage gestellt. Diese Szenarien, die von den aktuell zu treffenden Budgetentscheidungen abhängen, können weder im Sinne der Wissenschaft noch in jenem des Wirtschaftsstandortes bzw. der Volkswirtschaft sein und auch nicht im Sinne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie können daher auch nicht im Sinne der Bevölkerung sein - und damit auch auf keinem Fall im Sinne der Regierung.

Wir ersuchen Sie dringend, der Wichtigkeit des Wissenschaftsbereichs und der Forschungsförderung für die Zukunft Österreichs bei den derzeitigen Budgetverhandlungen für die öffentliche Finanzierung von Wissenschaft und Forschung Rechnung zu tragen und die Anliegen der FWF-Führung entsprechend zu berücksichtigen.  

Wolfgang Katzian                                 
Vorsitzender der GPA-djp                     
                                                          

Dr. Dwora Stein
Bundesgeschäftsführerin der GPA-djp
Mitglied des Aufsichtsrates des FWF

 

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